BlizzCon-Kostüme: Illidan Sturmgrimm

von Community am December 22nd um 1:06pm

Die BlizzCon gibt Schneidern und Ingenieuren im echten Leben die Gelegenheit Nadel und Faden sowie Pappe und Sprühfarbe in die Hand zu nehmen, um fantastische Replikate ihrer Lieblingscharaktere und -kreaturen aus den Blizzard Universen zu erschaffen. Nach dem diesjährigen Kostüm-Wettbewerb haben wir die Gewinner dazu eingeladen, einen Artikel über die Kunst des Kostümerstellens für uns zu verfassen und mit der Community zu teilen. Hier ist der letzte von drei Artikeln, geschrieben von Armando, der mit seiner imposanten und furchteinflößenden Darstellung des Illidan Sturmgrimm den zweiten Platz gewann.

Hallole! Mein Name ist Armando und das ist die Geschichte des Illidan-Kostüms - von der Grundidee bis hin zur BlizzCon. Die Idee, mich selbst in Illidan Sturmgrimm zu verwandeln, stammte aus der Zeit, als meine Gilde viel Zeit im Schwarzen Tempel verbrachte (wo er uns regelmäßig einen Tritt in den Hintern versetzte). Ich als Künstler habe oft den Schlachtzug gewiped, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, das Design zu bewundern, um nahe Mobs zu bemerken. Vielleicht war es die Nähe, die ich zu seiner gequälten Seele verspürt habe, die wegen einer unerwiderten Liebe in die Dunkelheit gesogen wurde. Was auch immer der Grund sein mag, ich verliebte mich einfach in den Charakter Illidan und schwor meiner Gilde, ihn auf der BlizzCon darzustellen.

Nur Tage nachdem ich meine Tickets für die BlizzCon erworben hatte, setze ich den Plan für meine diabolische Transformation in die Gänge. Ich hatte noch nie Hörner gestaltet (oder auch nur irgendetwas aus Ton), ich hatte noch nie Hosen genäht, ich hatte noch nie Dämonenschwingen gebastelt und ich hatte noch nie Dämonenhufe gebaut. Ganz klar, ich brauchte Hilfe. Also rekrutierte ich Richard, einen weiteren besessenen Künstlerfreund, und mit seiner Unterstützung war ich mir sicher, dass "ICH WUSSTE, WAS MICH ERWARTET."

Der eigentliche Konstruktionsprozess nahm Monate in Anspruch und das Geld war knapp – oft kaufte ich Farbe oder Tonmasse statt etwas zu Essen, so sehr war ich Illidan verbunden. Drei Monate vor der BlizzCon bekam ich einen neuen Job und genoss jeden Moment, den ich an dem Kostüm arbeiten konnte. Und mich schreckte jeder Moment, an dem ich an meiner neuen Arbeitsstelle sein musste. Auch wenn meine Finger bluteten oder mein Rücken schmerzte, ich liebte jede Minute, in der ich an dem Kostüm arbeiten konnte.

Nach Monaten der Arbeit und der Investition eines kleinen Vermögens in die Materialien wurde mir klar, dass ich Wochen damit verbrachte hatte, die Hörner und Kriegsgleven ganz detailgenau hinzubekommen und dabei komplett die Zeit vergessen hatte. Die BlizzCon war schon in einer Woche und ich hatte mit den Schwingen, den Hufen, dem Gürtel oder dem Schädel von Gul’dan noch nicht mal angefangen. In einer wahnsinnigen Arbeitswut schweißte ich schließlich die Schwingen inmitten eines Gewitters (Danke, dass du mit mir dein Leben riskiert hast, Paul) zwei Tage vor der BlizzCon.


Die Gestaltung von Illidans Hörnern

An diesem Punkt hatte ich bereits aufgegeben, die Hufe noch fertigstellen zu können. Ich machte alles so schnell, wie ich nur konnte und wusste, dass ich trotzdem nicht rechtzeitig fertig werden würde. Also meldete ich mich einen Tag lang krank. Ich riskierte damit meinen neuen Job, aber ich war entschlossen, die Verwandlung abzuschließen. Am Tag, als wir nach Anaheim abreisen wollten, wurde mir klar, dass ich dem Zeitplan ein wenig voraus war und bekam diese verrückte Idee für die Hufe. Man höre und staune, ich habe drei Stunden Arbeit in die Hufe gesteckt und da waren sie und sahen großartig aus, wenn ich das mal so sagen darf! Illidan war beinahe vollständig!


Ursprüngliche Skizze für Illidans Hufe

Als wir dann für den Trip nach Anaheim fertig waren, stellte ich fest, dass in meinem Wagen nicht für alles Platz war. Ich habe einen Pick-Up mit erweiterter Ladefläche, aber wir waren trotzdem randvoll bepackt. Ich steckte die Hufe, Hörner, den Schädel, die Kriegsgleven, das Leder für die Hosen, Lederfarbe, Farbe und den Kostümstoff auf den Rücksitz. Die gesamte Fahrt von Las Vegas nach Anaheim verbrachte ich damit, das Leder für die Hosen auszuschneiden und zusammenzunähen. Ich habe etwa fünfeinhalb Meter vierlagiges Leder von Hand genäht, während ein Freund uns fuhr. Für seine Kunst muss man leiden können, sage ich immer.


Auf der dunklen Fahrt von Las Vegas nach Anaheim werden Hosen von Hand genäht

Da waren wir, auf der BlizzCon, am Tag des Kostümwettbewerbs – und ich war noch immer nicht fertig! Ich erinnere mich, wie ich zum Podium ging, an dem man sich für den Wettbewerb eintrug und einfach wie festgewurzelt war, als ich die anderen Cosplayer sah. Ich konnte nicht glauben, wie viele großartige Kostüme dort waren und wie detailiert sie aussahen! Es war unglaublich, von Leuten umgeben zu sein, die so wie ich waren. Ich konnte kaum glauben, wie viel Liebe diese Leute in ihre Kunst stecken. Es war überwältigend und ich hätte beinahe ein paar Tränen vergossen!


Grundierung der Hörner

Da bis zum Beginn des Wettbewerbs noch ein paar Stunden Zeit waren, rannte ich zurück auf mein Hotelzimmer, um inspiriert von all dem Kostümen, die ich in der Schlange gesehen hatte, noch ein wenig an meinem eigenen zu arbeiten. Mit Hilfe meiner Freunde zog ich dann das Kostüm an.

"Jetzt bin ich vollkommen!"

Ugh, vielleicht hätte ich die Lederhosen vorher tatsächlich anprobieren sollen!

Backstage war ich dann, in voller Montur, etwa drei Minuten, bevor ich auf die Bühne gerufen wurde. Zum ersten Mal sah ich (in etwa, denn ich konnte durch Illidans Augenbinde nicht wirklich etwas sehen) die sogenannte “Rampe”, die ich hinaufsteigen musste, um auf die Bühne zu gelangen. Es war eher eine Reihe von Rampen – einen Berg hinaufzuklettern wäre leichter gewesen! Nun, ich war bereits so weit gekommen und das Erklettern eines kleinen Berges auf 33-cm-Hufen würde mich nicht aufhalten! Nach dem Überwinden des Hindernislaufs gelangte ich zu dem, was ich glaubte, dass es der Bühnenrand wäre … nur, dass ich ihn nicht sehen konnte. Beinahe blind musste ich eine weitere Reihe Rampen hinab laufen, die praktischerweise aus einem glatten, glasartigen Material bestanden – in Hufen! Das Johlen der Menge konnte ich kaum hören, da Illidans Ohren meine blockierten! Ich würde gern sagen, dass ich das Publikum gesehen habe, aber mit dieser Augenbinde konnte man absolut nichts sehen … nicht einmal den Bühnenrand.


Das Bemalen von Illidans Schwingen

Nach meinem großen Auftritt auf der Bühne explodierte ich beinahe vor Freude … bis mir klar wurde, dass ich wieder Rampen hinauf und hinab klettern musste. SIE WERDEN MICH NICHT BEZWINGEN! Vorsichtig gelang mir mit Hilfe meiner Freunde der Weg zurück zum Wartebereich, nur um in diesem Moment vom Bühnenmanager zurückgerufen zu werden, weil ich einer der Finalisten war!

Als ich mich umdrehte, um den Weg zurück auf die Bühne anzutreten, wurde ich Opfer des tödlichen Rampenbosses und landete unversehens auf dem Hinterteil, die Flügel im ganzen Raum verteilt. Nur gut, dass die Hörner an meinen Kopf geklebt waren! Das Schlechte war, dass die Schwingen mich hinterrücks erdolchten und ich mir einen Huf gebrochen hatte. Zum Glück hatte ich die Kriegsgleven vor meinem Sturz an einen Freund weitergereicht, sonst hätten sie das nicht überlebt.


Den Rahmen für eine Kriegsgleve bildet ein rostfreier Federstahlstab.

Da saß ich also, auf meinen vier Buchstaben, blind und mit einem gebrochenen Huf, als ich hörte, wie einer der BlizzCon-Mitarbeiter in sein Walkie-Talkie schrie, "Illidan ist gefallen! Illidan ist gefallen!"

Ich schrie zurück, "Das ist kein Raid &$@#, hilf mir hoch!"

Zu dem Zeitpunkt etwa hörte ich, wie Jay Mohr mich eine Diva nannte, weil ich eine spektakulären Auftritt wollte, so in etwa. Und alles, was ich denken konnte, war: Da draußen warten über 20,000 Leute auf mich und wahrscheinlich noch eine Million mehr über Pay-per-View und ich kann nicht aufstehen. Ja … Illidan war gefallen und kam nicht mehr hoch. Ich war etwa für 30 Sekunden am Boden, bevor meine treuen Diener auf meinen zweiten Huf traten, um ihn ebenfalls abzubrechen (mit nur einem funktionierenden Huf konnte ich nicht laufen) und mich nach draußen brachten.

Da war ich nun, zurück auf der Bühne, sans-les-Hufe, und Jay Mohr hielt mir ein Mikrofon ins Gesicht, damit ich seine Fragen beantworte - die ich kaum verstehen konnte. Ich drehte den Kopf in die Richtung, in der ich das Publikum glaubte. Was war dieses „Fump“-Geräusch? Ich habe gerade Jay Mohr die Hörner ins Gesicht gerammt, oder?


Schädel von Gul’Dan, Illidans Hörner tragend, endgültige Bemalung

Die ganze Tortur endete und ich ging von der Bühne, komplett zerlegt. Alles, was ich mir in diesem Moment wünschte, war eine Pizza und etwas zu trinken. Wo waren meine Diener? Ein Mitarbeiter von Blizzard tippte mich an und gratulierte mir zu meiner großartigen Arbeit. In diesem Moment fühlte ich mich zum ersten Mal richtig stolz … bis zu dem Zeitpunkt, als er mir sagte, er hätte sich gewünscht, ich hätte Illidans Tätowierungen, um das Kostüm vollständig zu machen. Ich hatte komplett vergessen, meine 278 Dollar teuren, grün lumineszierenden Silikontätowierungen anzubringen, zusammen mit den Unterarmwickeln. Nach all den Monaten der Arbeit stellte es sich heraus, dass ich doch nicht gewusst hatte, was mich erwartet.